Meinungen

In Kürze werden wir Ihnen weitere private Meinungen vorstellen, die uns erreicht haben.
  

PANORAMAWAHNSINN
Gedanken eines Hoteliers aus Mittelberg
Toni Sättele

Ein ganzes Tal überspannendes Massentransportmittel, Großgastronomie mit Massenabfertigung in durchschnittlicher Qualität auf dem Alpbord.
Ist das die touristische Antwort des Kleinwalsertales auf die Qualitätsoffensive vieler anderer Tourismusorte?
Ist das wirklich DIE Zukunft, die wir anstreben wollen?

Heute opfern wir unser Wahrzeichen - den Ifen,  weil man glaubt, so unseren Wohlstand zu erhalten. Was opfern wir morgen?

Investitionen und Innovationen sind wichtig und der Motor für eine touristische Entwicklung. Diese sollten jedoch dazu führen, Qualität  und Wertschöpfung des Übernachtungsgastes und nicht zuletzt der Einheimischen zu steigern.

Intakte, unverbaute  Natur ist die Hardware des Tourismus. Naturtourismus boomt. Unverbrauchte Natur ist das Kapital unserer Kinder.

Der Hohe Ifen ist das Wahrzeichen des Tales. Warum verkaufen wir Ihn so billig? Ist er für uns und unsere Nachkommen nicht einfach „mehr“ wert?



Sternenwanderer
von Frank Rothenbücher
  
Ergriffen von der Schönheit des Planeten, näherten sie sich in ihrem Raumschiff. Strahlend blau und überzogen mit Ozeanen flüssigen Wassers schwebte er vor ihnen im schwarzen All. Schließlich glitten sie lautlos in ein kleines Gebirgstal, wo sich drei Kontinentalplatten trafen. Ihr Ziel war die Abbruchkante eines Plateaus, von der sie sich aufschlussreiche Untersuchungen über die Vorgeschichte des Himmelskörpers erwarteten.

Aus der Enge ihrer Maschine traten sie hinaus auf eine Bergwiese, die vor Farben, Duft und Tiergeräuschen pulsierte. Kleine Grüppchen von Bäumen, in unterschiedlichen Formen und Grüntönen schienen sie willkommen zu heißen. Steinerne Gipfel standen rundum da, wie Hüter einer Wunderwelt.

Hochmotiviert machte die Mannschaft sich daran, das Tal zu erkunden. Die feine Ausgewogenheit von Erde, Wasser, Atmosphäre und Licht ließ hier vielfältiges Leben entstehen, von außergewöhnlicher Anpassungsfähigkeit und Stärke.

Und so wurden ihre größten Erwartungen erfüllt: sie fanden viele Spuren einer intelligenten Spezies aus der Vergangenheit. Diese schienen ethisch und sozial hoch entwickelt und verfügten über eine komplexe Infrastruktur. Hier müssen glückliche Wesen gelebt haben.

Wo waren sie geblieben? Die Sedimentanalysen gaben Hinweise auf eine globale Katastrophe. Neben einer Vielzahl denaturierter Substanzen fanden sie die Rückstände eines gleichmäßigen, lange anhaltenden Weltenbrandes, der wohl ihr Klima erwärmte und die Atemluft vergiftete.

Zeitgleich fanden sie aufwändige Transportsysteme in die höchstmöglichen Regionen. Die Untersuchungen ergaben eine rätselhafte, groteske Situation. Über gewaltige Fahrbahnsysteme fand ein Exodus statt, der auf unerklärliche Weise auf den Berggipfeln endete. Hier verliert sich ihre Spur.

Verließen sie hier ihren Planeten? Wurden sie von hier abgeholt und gerettet?
Alles, was sie ganz oben hinterließen, waren künstlich angelegte Vorratsbecken für Wasser und ein immer wiederkehrendes großes Schriftzeichen, das vielleicht einmal enträtselt werden kann und den Verbleib der kosmischen Mitbewohner  verraten wird.

Tief berührt von den Geschehnissen der vergangenen Tage, trat die Mannschaft die Weiterreise an und noch bevor der wundersame Planet sich hinter ihnen in die unendliche Vielzahl der leuchtenden Punkte einordnete, saßen sie beisammen und begannen, sich über die Bestandteile der mysteriösen Schrift zu beraten:
„D-O-P-P-E-L-M-A-Y-R“.



Dagmar und Jochen Kleemann, Mittelberg
 
Da wir erst seit einigen Monaten im Tal leben und uns als Vermieer hier selbstständig gemacht haben, sind wir natürlich an einer vernünftigen Entwicklung des Tales sehr interessiert. Bisher war unser Kenntnisstand weitgehend geprägt von den Aussagen der Liftanlagenbetreiber und den Rückmeldungen unserer Gäste, dass die Liftanlagen am Ifen dringend modernisiert werden müssen.
Ihre Argumentaion und Ihr Alternativkonzept können wir absolut nachvollziehen - auch aus der persönlichen Erfahrung heraus, dass es ein wahrer Genuss war, im vergangenen Sommer quasi alleine auf dem Gottesackerplateau zu wandern. Dass dies zukünftig nicht mehr möglich sein soll, können wir persönlich nicht akzeptieren. Außerdem entspricht ein "sanfter" Tourismus weit eher unseren Vorstellungen und denen, die unserer Ansicht nach eine Mehrzahl unserer Gäste hat.
Wir möchten uns engagieren und mit daran arbeiten, dass eine Lösung gefunden und umgesetzt wird, die dem Tal eine nachhaltige Perspektive bietet. 


Bernd Reisser, Hirschegg
 
Leider neigt der Mensch dazu, nach einem Fehler nicht abzubrechen, sondern mit neuen Fehlern auszugleichen.
Sollten wir nicht über ganz neue Wege nachdenken, als dem Wintersport des letzten Jahrtausends hinterher zu laufen?
Wir sind dabei, unseren Sommergast zu opfern, den andere Urlaubsorte allzu gern hätten.
Der Sommergast geht in der Regel sensibler mit der Natur um.
Der Wintergast sucht eher den Spaß und hinterlässt uns den Abfall. 

Wollen wir uns wirklich vor den Karren spannen lassen, von einem Unternehmen, für das es nur eine Investition ist wie jede andere?

Wir waren schon einmal weiter.
Wollten die gleichen Befürworter dieses neuen Projektes nicht vor einigen Jahren den Tagestourismus durch Sperrung des Tales einschränken? Und wie vehement wurde da argumentiert.
Wir sind dafür auf die Straße gegangen!
Haben wir nicht dieses riesige Verkehrsaufkommen gerade wieder erlebt?
Anfang Januar war es soweit: ab Fuchsfarm sperrte die Polizeit ab, es gab kein Durchkommen zum Ifen!

Kröll: "...gibt der Tagesgast neben der Schikarte auch Geld für Verpflegung und andere Artikel vor Ort aus".
Ich frage mich wo? Wahrscheinlich in den Bergrestaurants der Bergbahnen.
Was der Tagesgast auf jeden Fall bringt, sind Staus und Abgase.
Unser Übernachtungsgast hat dafür überfüllte Pisten, volle Straßen und langes Anstehen an den Bahnen.

In Mittelberg werden die Gästezahlen nicht besser werden, da die Schlange der Menschen vor der Kabinenbahn noch länger werden wird. Sie werden die neue Bahn zum Ifen nehmen und am Alpbord einkehren.
Sehen wir nicht seit einiger Zeit, dass die Bergbahnbetreiber die Geschäfte allein machen wollen, wie die Eigenbewirtschaftung der Bergrestaurants, Burmipark, Abendveranstaltungen am Berg usw.
Es könnte ähnlich aussehen, wie in den Urlaubsgebieten mit all inclusive Hotels. Die Bewohner bekommen nicht mehr viel vom Kuchen ab, außer den Krümeln.

Was haben wir im Tal zu verkaufen?
Gummibärchen, Maschinen oder andere Produkte?
Wir haben unsere Natur, diese einzigartige Landschaft, Flora und Fauna.
Wenn wir das aufs Spiel setzen, gibt es hier nichts mehr.
Der Gast wird dann gehen - wir werden bleiben mit den Überresten.
Wenn wir nach Spanien, Portugal, Griechenland usw. schauen, schütteln wir den Kopf über deren Bausünden.
Und was machen wir?

Wir schauen zu, wie eine Mega-Bahn gebaut wird, ein Stück vom Schwarzwasserbach für die Beschneiungsanlage zerstört wird und bauen ein riesiges Restaurant (das man vom Geißhorn noch sehen kann) in diese atemberaubende Landschaft.

 
Lieber Ifen!

Du bist bestimmt erstaunt, dass ich mich mit Dir schriftlich in Verbindung  setze. Ich meine, Du musst es schwarz auf weiß sehen, was verschiedene Interessengemeinschaften mit Dir vorhaben! Ich sage nur – Schneiteich und Liftprojekt neu!

Glaube mir, es ist sehr traurig, dass Deine wilde Schönheit, an der wir uns so oft erfreuen, mit gigantischen und rücksichtslosen Plänen in großer Gefahr schwebt!

Seit tausenden von Jahren bist Du das Wahrzeichen vom „Breitachtal“, genauso unverwechselbar wie das Matterhorn im Kanton Wallis in der Schweiz.

Ungefähr 800 Jahre ist es her, dass sich aus  dem  Kanton Wallis mehrere Familien aufgemacht haben, um im Breitachtal eine neue Heimat zu finden. Im Laufe der Jahrhunderte haben ihre Nachkommen dieses schöne Flecklein Erde in mühevoller Arbeit zu unserem Kleinwalsertal gemacht. Was für eine gewaltige Landschaftsarchitektur ist entstanden!!

Trotz manchem Unbill haben sie Dich und Deinen Kumpel, den Widderstein, stets

liebevoll behandelt und waren dankbar, dass ihr beiden sie mit Euren breiten Schultern gegen vielerlei Gefahren beschützt habt.

Vor gut 4o Jahren hat man Dir, lieber Ifen, ein paar Blessuren zugefügt. Damit hast Du Dich, Gott sei Dank, ganz gut arrangiert. Du bist es in der Zwischenzeit auch gewöhnt, dass Deine empfindliche Natur oft gewaltig strapaziert wird.

Jahr für Jahr stellst Du Deine Hänge am Gottesacker, in der Ifenmulde usw. ohne zu murren  uns Einheimischen und Gästen zur Verfügung. Auch im Sommer bleibst Du nicht vor den Menschenmassen verschont. Deiner traumhaften und gerade in dieser Zeit sehr empfindlichen Natur mit ihrer seltenen Flora und den wildlebenden Tieren wird verdammt viel an Geduld abverlangt.

Danke, dass Du diesen touristischen Einschnitt auf Deinem Buckel so über Dich ergehen lässt. Du hast wahrscheinlich gedacht, wenn die Bevölkerung mit ihren Verantwortlichen sich an die vor circa 3o Jahren beschlossenen Abmachungen weiterhin hält, kannst Du damit leben.

Jetzt aber, lieber Ifen, wird es ganz schön brenzlig! Das „Kleine Walsertal“ braucht Deine noch einigermaßen intakte Landschaft um die Profitgier verschiedener Institutionen zu befriedigen. Seit Jahren versuchen Natur –und Landschaftsschützer mit den  Worten „Respektiere deine Grenzen“ die Menschen zu sensibilisieren! Doch es scheint, als ob so mancher Dollarblick bei uns im Tal besser ankommt, als Deine wertvolle und einmalige Natur und Landschaft. Das macht mich sehr traurig, das kannst Du mir glauben. Selbstverständlich ist es höchste Zeit Deine veralteten Liftanlagen zu modernisieren; das Beste wäre, alles total abzubauen, um diesen gewaltigen und wilden Naturraum im Winter wie im Sommer für sich sprechen zu lassen, aber so weit möchte ich nicht gehen. Was mich beängstigt, ist diese Selbstverständlichkeit, wie die Aufrüstung am Berg (Pendelbahn, Verbauung des Alpbordes mit Bergstation und einem  Bergrestaurant  mit über 300 Sitzplätzen innen und  3oo Plätzen außen, Sommerbetrieb usw.) auf Teufel komm raus von so vielen Einheimischen,  ohne zu hinterfragen, gutgeheißen wird. Auch wenn angeblich alles umweltverträglich und  zu 2/3 in  den Hang  gebaut werden soll, ist es ein nicht wieder gutzumachender Eingriff in die Natur!  Diesen herrlichen  Platz am Alpbord will man mit einem Projekt verschandeln, das an Gigantismus nicht mehr zu überbieten ist. (Weiß eigentlich jeder Befürworter, wo sich das Alpbord genau befindet?)

Wenn Du doch bloß Deine Bergkollegen im Tirol, im Montafon, am Arlberg und wo auch immer, fragen könntest wie sie sich mit den vielen Stahlgerüsten, den blauen Bergstationen, dem Dieselgestank, dem Lärm und vor



allen Dingen mit den gewaltigen Menschenmassen fühlen, würdest Du bestimmt alle Hebel in Bewegung setzen, um dieses Projekt zu verhindern.

Nun ja, die Liftbetreiber usw. wollen Dir bestimmt weismachen, dass dieser wahnwitzige Eingriff in Deine Natur für das Kleinwalsertal und seinen Tourismus die letzte Rettung sein wird, um die Konkurrenzfähigkeit zu stärken, um neue Gäste anzulocken, die Stammgäste zu befriedigen usw. Aber glaube mir, wenn Du das mit Dir machen lässt, hast Du und haben auch wir mit den Jahren alles verspielt, was das Liebenswerte und Besondere unserer Heimat ausmacht. Lieber Ifen, dürfen wir das zulassen?

Wie kann ich Dir bloß beistehen, damit Du nicht im Sog der momentanen Zeitgeister „höher – größer – lauter – schneller usw. vor die Hunde gehst?!

Ich bete, dass Du die Alpbesitzer, die hunderte von Jahren mit der Natur gewirtschaftet haben, und viele Naturfreunde hinter Dir hast, mehr als Befürworter für das Projekt, so wie es momentan vorgesehen ist. Es gibt  schwerwiegende Problempunkte,  die von der Bevölkerung des Tales noch zu wenig überdacht worden sind und dringend neu diskutiert werden müssen!  Nur so wirst Du bleiben, was Du bist:

ein beeindruckendes Naturereignis!!!



P.S.:

Zu Deinen Füßen hinter der Auenhütte, eigentlich der Anfang der TABUZONE ins Schwarzwassertal für Großbebauungen jeder Art, soll ein Schneiteich mit 100.000 m³ Ausmaß entstehen, der ein Riesenloch beanspruchen wird. Dieses muss bestimmt künstlich ausgehoben werden, mit viel Sprengstoff usw. Verrückt, gell?

Ich sage Dir nur eines: wenn wir uns nicht wehren, werden harte Zeiten auf Dich und die ehrlichen Naturliebhaber zukommen! Eines ist gewiss – Du wirst Dein Gesicht verändern und das „Kleine Walsertal“ wird sein Gesicht verlieren!



Viele Wege führen zu Gott

einer führt über die Berge

(Reinhold Stecher)



mit diesem  Gedanken  beende ich den heutigen Brief.



Bis bald, Dein Freund Athanasius

(Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt)





Der Bregenzerwälder Dichter und Literat Kaspar Troy hat uns dankenswerterweise diesen Text überlassen. In seinem zeitkritischen Beitrag wird auch der Ifen erwähnt.
2011 – dor Zitgoscht – Egg.

Deor Vrkehr ischt unvorschamt!
Vrdammt, vrdammt, vrdammt.-
Viel ergor bold as duß* vorm Lond
und Niamed rüohrt a Hond.-
A dor Krüzung gäl und wiß
sand Zebrastreifo undorm Is
und Egg ischt ohne Ordo,
zuor Wäldar Klinstadt wordo.-
Dea Gsang vu fröjor hört koa Ohn*
im Trubl hat ma’s Gmüot vorlon*.-
S’Weartshus hat ou möasso gong
a Bonk hat s’Geald döt seho long.-
A dor Ringschtroß rings um Brugga*
füllt ma wiedr gärall Lucka*
dia dor Zitgoscht heandorlot,*
voar ear im Tal hean witor goht.-
Uf dam höschto Gipflgrot
schtoht a Kran wia a Soldot.-
Dorneabod, schtoht dear nackat Ma
us Ise*, dear nüd liobo ka.
Dor Zitgoscht lachot se i’d Fungscht*
übor die hüt edle Kunscht.-
Sin Schreod goht zescht is Ouofeald*
döt goht as um Vrkehr und’s Geald.-

Dor Zitgoscht kennt koa Grenz, koa Huo,*
eor luagot üborn Weoddorstuo,
is Walsartal das schöo und klin,
döt weard ear ou gadebo* sin.
Ou döt goht as um rät viel Geald
„am Ifo“* - wia im Ouofeald.
Schneekanona üboral
sorgot, dass i Bearg und Tal
Tag und Naat* zu jedar Schtund,
deor künschtle Schnee vom Himml kunnt.

In Alpo denkt se nüd blos s’Veah

„Ma sött nüd gäralls wello hea“!*


Juli 2011.                    Kaspar Troy.

duß – draußen, koa Ohn – kein Ohr,
vorlon – verloren, Brugga – Brücken,
Lucka – Lücken, heondorlot – hinterlässt,
us Ise – aus Eisen, Fungscht – Faust,
is Ouofeald – in die Alpe Auenfeld,
Huo – Heim, Weaddorstuo – Widderstein,
wello hea – haben wollen, gadebo – bald,
am Ifo – am hohen Ifen, Naat – Nacht.


Hans Schraudolf, Oberstdorf

NOCH ist der Ifen die menschenfreundliche Alternative für die Wintersportler. Die auf 1.400 Personen/h begrenzte Beförderungskapazität der Liftanlagen bewirkt, dass einen dort das Skifahren noch freut.
Die jetzt geplante „Modernisierung" der Ifenlifte sorgt für eine Erweiterung der Personenbeförderung auf 2.400 bis 3.200 Personen/h. Wie im Fellhorn-/Kanzelwandgebiet wird sich die Wirtschaftlichkeit auch dieser "Modernisierung" nur durch noch mehr Ausflügler realisieren lassen.
Die Walser Holding investiert in das 5 Sterne-Ifenhotel. Gleichzeitig ist die Holding der Motor, der den katastrophalen Massentourismus durch Investitionen in höhere Beförderungskapazitäten am Berg voran treibt. Dabei gilt doch eine Regel: Dort wo der Rummel ist, gehen die touristischen Sterne unter.
Jetzt getroffene politische Entscheidungen beeinflusst durch das Renditedenken der Lobbyisten wirken sich für Jahrzehnte zum großen wirtschaftlichen Schaden unserer Region aus.
So rechnet sich die Ifeninvestition am Berg für die Zimmervermieter im Tal:
+ viel mehr Rummel am Berg,
+ viel mehr Betrieb auf der Piste,
+ viel mehr Ausflugsverkehr im Tal
= weniger Übernachtungsgäste, die bei uns ein Quartier mieten wollen.

Die Allgäuer Zeitung kann uns helfen, indem sie nicht im Sinne von Großinserenten und geschäftlichen Einflussnehmern berichtet. Die objektive Berichterstattung ist das wichtigste Qualitätsmerkmal im unabhängigen Journalismus.

Hans Schraudolf


Jürgen Scharnagl, Riezlern

Hallo Zusammen,

also Irre was für ein Wahnsinn angestrebt wird.

Wir sind jetzt seit 12 Jahre im Tal und ich muss sagen, was hier so unter der Hand gemacht wird oder über die Köpfe anderer, das ist schon der Hammer. Problematisch das Bergbahnticket. Hier werden tausende Gäste von den Bergbahnen nach oben geschaufelt und die Talgastronomie und Hütten haben die A-Karte (selbst bei schlechten Wetter) „Hauptsache man hat das Bergbahnticket.“ Merkt denn keiner was hier mit uns/euch gemacht wird?

Wir haben mit dem Wetter im Sommer doch mehr Probleme als im Winter. Was machen denn die Gäste wenn es regnet (vielleicht hat noch keiner bemerkt, dass es im Winter regnet)? Sie fahren aus dem Tal raus. Wo bitte ist das Schlechtwetterangebot für Familien?

Ich schlage vor, das Schwimmbad zu überdachen und ein Wellness-Erlebnisbad daraus zu machen (Beispiele fallen mir viele ein z. B. Bad Wörishofen, Erding etc.) oder eine Erlebnis-Kletterhalle in Bödmen zu bauen oder, oder, oder.

MITEINANDER schaut anders aus. Vielleicht sollte man doch mal darüber nachdenken, was dieses Wort bedeutet?
Uns Kleine will keiner hören oder sie werden einfach kaputt gemacht, selbst das will keiner hören. Investitionen an der richtigen Stelle gibt es genügend, nur keiner will was damit zu tun haben. Ich kenn ja wirklich keinen der die Panoramabahn wirklich haben will.

Ich bin schon darauf gespannt:
·        Wann die ersten Privatliftbetreiber, ihren kleinen individuellen Lift aufgeben.
·        Wie viele der Talgastronomen das Spektakel überleben.
·        Wie viele Einzelhandelsbetriebe und Kleinunternehmer den Bach runtergehen.

Es sagt ja keiner dass nichts gemacht werden muss, Ifenbahn modernisieren –Ja bitte dringend- Schneesicherer Ifen – ja, wenn es denn sein muss-  aber was hat eine Panoramabahn, in einer intakten Natur zu tun, überall auf der Welt werden Naturschutzgebiete ausgerufen, selbst alte Bienenhäuser (Sonthofen) müssen für eine Moorrückführung weichen.

Wir haben deswegen auch keine Dauergäste mehr im Tal. 

Ich sag nur „GENIAL DANEBEN“

Euer Jürgen

Barbara Fritz, Riezlern

Ich danke dem Landschaftsschutz für diese Seite. Mutig und offen wird hier das Thema „Ifen“ behandelt, Argumente dargelegt, Zusammenhänge erläutert und auch das sogenannte „Kleingedruckte“ veröffentlicht.

Eingriffe in die Natur – im Besondere im Ifen- und Gottesaackergebiet – wie in der derzeitigen Planung vorgesehen, können nicht ökologisch umgesetzt werden. Sollte das Projekt in dieser Form umgesetzt werden, ist das Ifen- und Gottesackergebiet im Sommer schutzlos dem Ansturm des Massentourismus ausgeliefert.
Wollen wir wirklich Tourismus um jeden Preis?
Sollten wir nicht nachhaltig denken, unser „kleines“ Kleinwalsertal schützen, damit es nicht in den Strudel (und damit in Konkurrenz) all dieser angeblich touristischen Supergebiete gerät?
Unser Kapital für die touristische Wirtschaftlichkeit im „Tal der Sinne“ ist die Schönheit der Natur und die charmante Kleinheit unseres Tales, sind gepflegte Gastlichkeit und Freundlichkeit so wie unsere Kultur und Tradition. Dazu passen keine Völkerwanderungen auf den Ifen, keine Schwebebahn und kein (Event) Restaurant mit ca. 500 Sitzplätzen auf dem Alpbord. 

Ich hoffe von den Verantwortlichen auf eine Entscheidung, die den Schutz der Ifenregion in den Vordergrund stellt.

Barbara Fritz
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Hier einige interessanter Ausschnitt aus einem Dossier der Cipra Zukunft des Skitourismus:
Der Klimawandel wird sich nicht nur auf die Schneesicherheit auswirken, sondern auch auf die Nachfrage bezüglich Wintersportangeboten. In einem wärmeren Klima mit vermehrtem Auftreten von schneearmen Perioden (v.a. natürlich in tieferen Lagen) wird für viele Menschen die Attraktivität von Skifahren abnehmen. Technische Maßnahmen (z.B. künstliche Beschneiung) und Angebotsergänzungen können den fehlenden Schnee nicht ersetzen. Gemäß einer Umfrage in der Zentralschweiz würde ein Grossteil der Wintertouristen bei Schneemangel in schneesichere Gebiete ausweichen oder weniger Skifahren (Bürki 2000).
Der Klimawandel wird vermutlich dazu führen, dass tiefer gelegene Skigebiete wirtschaftlich völlig unrentabel werden, während günstiger gelegene Regionen in größeren Höhen teilweise von dieser Entwicklung profitieren können. Mittelfristig würden jedoch auch die höher gelegenen Skigebiete negative Auswirkungen verspüren, da der Skisport wohl generell an Bedeutung einbüssen würde: Das Ausscheiden nahe gelegener, familienfreundlicher Skigebiete könnte die Motivation nehmen, überhaupt Skifahren zu erlernen. Die Kosten der Beschneiungsanlagen verteuern zudem das Skifahren. Der Wintersport verliert dadurch je länger je mehr an den Charakter eines Volkssports.

Eine Studie des österreichischen Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (1999) weist zudem darauf hin, dass Europäer für ihren Winterurlaub immer öfters so genannte sun+beach-Destinationen bevorzugen. Der klassische Schnee-/Winterurlaub verliert bei den Auslandsurlauben der Europäer an Bedeutung. In Deutschland manifestierte sich dies in den Jahren 1996/97-1998/99 in einem Plus von 33 Prozent bei den sun+beach Auslandsurlauben und einem Minus von 29 Prozent bei den Schnee-/Wintersport- Auslandsurlauben.
Nicht zuletzt deutet die demographische Entwicklung in den Alpenländern und deren Nachbarstaaten auf ein Schrumpfen des Skitourismus hin. Als Folge des Geburtenrückgangs geht die Zahl potenzieller neuer Gäste der Wintersportgebiete zurück.

Alternativen:
Die meisten Urlaubsorte in den Alpen sind keine reinen Wintersportorte. Im deutschen Allgäu betreiben nur rund 20 % der Gäste Wintersport, rund 80 % gehen wandern oder fahren Rad (Fachtagung der Grünen im Bayerischen Landtag vom 11. April 2003) Zudem kommen auch viele Winterurlauber ohne Ski. In Garmisch-Patenkirchen sind dies beispielsweise fast 90 % der Gäste im Winter (Doering & Hamberg 1996) Gemäß dem SEATM (2002b) führten auch in Frankreich im Jahr 2000 nur gerade 17,7 % der Gäste in Berggebieten an, Alpinski zu fahren. Weitere 4,2 % betreiben Langlauf und 7,4 % andere Wintersporttätigkeiten. Als praktizierte Aktivitäten wurden Wandern, Spazieren und der Besuch von Monumenten, Museen oder speziellen Orten annähernd dreimal häufiger als Alpinski, Langlauf und andere Wintersporttätigkeiten genannt. Die Investitionen in die Wintersportinfrastruktur sind deshalb oftmals unverhältnismäßig, speziell wenn man bedenkt, dass die Infrastruktur selbst das Landschaftsbild ganzjährig beeinträchtigt.
Gerade die intakte Umwelt und das ansprechende Landschaftsbild sind für den naturnahen Tourismus (wie übrigens generell für den Tourismus) ein äußerst wichtiges Kapital. Gemäß einer Studie (Forschungsstelle für Freizeit, Tourismus und Landschaft 2002) handelt es sich beim naturnahen Tourismus keineswegs mehr um Nischentourismus. Die Urlaubsausgaben der Schweizer Gesamtbevölkerung im Inland beliefen sich 2001 auf rund 5,3 Milliarden Euro, wovon rund 30 %, nämlich 1,5 Milliarden Euro, auf das Segment des naturnahen Tourismus entfielen. Die naturnahen Tourismusanbieter sehen für die kommenden zehn Jahre zusätzliche finanzielle Potenziale von 10-40 %. Das Hauptpotenzial für naturverträglichen Tourismus liegt in den Sommermonaten, wobei Wandern mit Abstand die wichtigste Aktivität ist.
Der Skitourismus stößt an immer mehr Grenzen – finanzielle, ökologische, kulturelle. Beschneiungsanlagen tragen das ihre dazu bei. In Zukunft braucht es vermehrt andere Tourismusformen, insbesondere dort, wo der Schnee immer öfters ausbleiben wird.

Wer zahlt?
Generell wächst im Alpenraum der Druck auf die öffentliche Hand, sich an der Finanzierung von Beschneiungsanlagen verstärkt zu beteiligen. Aktuellstes Beispiel hierfür ist Bayern, wo heftige Debatten im Landtag darauf hindeuten, dass die bisher nicht vorgesehene Förderung von Beschneiungsanlagen mit staatlichen Mitteln (mit Ausnahme des Umwegs über die Sportförderung) schon sehr bald möglich sein wird. Für Österreichs Fachverband der Seilbahnen wäre es ein Gebot der Fairness, dass sich alle vom Wintertourismus Profitierenden (also auch die Hotellerie etc.) in Zukunft vermehrt an den Kosten beteiligen. 1999 wurde gemäß der österreichischen Seilbahnstatistik durchschnittlich 84 % der Investitionen in Beschneiungsanlagen und 97 % der Betriebskosten dieser Anlagen von den Unternehmen selbst finanziert.


"Das ist kein Wunschkonzert" - was Bergbahnbetreiber wirklich wollen
von Dr. Rüdiger Merz

In der Ausgabe vom 27. Juli 2011 des Allgäuer Anzeigers wird der Obmann des Gastgewerbeverbandes Kleinwalsertal, Friedrich-Achim Störmer, zu den Ausbauplänen am Ifen mit den Worten zitiert:

„Wir können einem Unternehmen nicht vorschreiben, wie es sein Geld verdienen soll», «Das ist kein Wunschkonzert. Der Investor muss es so machen, wie er sein Geld auch wieder zurückbekommt.»

Herr Störmer liegt hier völlig falsch. Auch ein Unternehmer befindet sich nicht im rechtsfreien Raum! Und insofern ist selbstverständlich einem Unternehmer vorzuschreiben, wie er sein Geld verdienen darf. Ich hoffe, dass dem Hotelier und Unternehmer Friedrich-Achim Störmer auch in Zukunft durch Recht und Gesetz und durch die in der gemeindlichen Verwaltung gebündelten Interessen der Talbewohner der Rahmen vorgegebenen wird, in dem er „sein Geld verdienen kann“.

In einem Punkt hat Herr Störmer freilich ins Schwarze getroffen: die Bergbahnen als Wirtschaftsunternehmen müssen schauen, wie sie ihr Geld "wieder zurückbekommen". Sie suchen einen Weg, wie sie aus dem Investment "Kauf der Ifenlifte" eine Rendite erzielen können. Bei einer Bergbahn entscheiden zwei Faktoren über Gewinn und Verlust: die Auslastung und der Ticketpreis. Eine hohe Auslastung erreicht man durch eine lange Saison - insbesondere durch den Einsatz von Kunstschnee - und durch möglichst viele Tagesgäste. Und dass das Tagesticket teurer ist als das Mehrtagesticket, bedarf keiner näheren Ausführung.

Wie man ein Skigebiet profitabel macht, zeigt "das Höchste" an Fellhorn/Kanzelwand: massive Beschneiung, lange Saisonzeiten, hohe Förderkapazitäten, riesige Parkplätze, Werbung mit Superlativen sowie Sonderprogramme mit Bussen und Bahnen, um die Zahl der Tagesgäste noch weiter zu erhöhen. Dabei sind die Skigebiete in Oberstdorf und im Kleinwalsertal wegen der guten Erreichbarkeit aus den Ballungszentren Stuttgart, Ulm und Augsburg für eine hohe Profitabilität durch Tagesgäste besonders prädestiniert. Die Schattenseiten sind ebenfalls bekannt: überfüllte Pisten, Verkehrschaos sowie massive Eingriffe in die Natur durch die Förderanlagen und Speicherseen.

Warum verfolgen nun die Bergbahnen nach dem Kauf der Ifenlifte nicht das gleiche Konzept wie am Fellhorn? Warum werden Stammtische abgehalten und Informationsbroschüren verteilt? Die Antwort ist ganz einfach: die Bergbahnen können aktuell ein Konzept wie im Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand am Ifen nicht umsetzen. Denn das Ifen-Skigebiet kann nicht gleichermaßen "ausgelastet" werden. Das hat zwei Gründe: die "Insellage" des Ifen-Skigebietes (keine Verbindung mit anderen Skigebieten) und der "relativ" kleine Parkplatz an der Auenhütte. Also suchen die Bergbahnen nach Wegen, die Auslastung zu erhöhen. Das geht nur über eine Vergrößerung des Parkplatzes und damit verbunden wohl dem Ausbau der Schwarzwassertalstraße und/oder über eine Verbindungsbahn mit den anderen Skigebieten.

In beiden Fällen benötigen die Bergbahnen neben oder ergänzend zu den behördlichen Genehmigungen die Zustimmung der zuständigen Gemeinden. Insofern ergeht es ihnen nicht anders, wie wenn der Hotelier Friedrich-Achim Störmer ein neues Gebäude bauen möchte. Dass die Gemeindevertreter aber im Gegensatz zu einem überschaubaren Hotelneubau nicht im Stillen über den Ausbau der Ifenlifte würden (mit-)entscheiden können, war offenkundig. Daher musste eine Art Konsens gefunden werden, der den Gemeindevertretern vor Augen führt, dass sie eigentlich im Namen einer Mehrheit entscheiden. Und weil man keine Mehrheiten findet, wenn man sagt, dass der Kauf der Ifenlifte ein Fehlinvestment war, falls die Auslastung nicht erhöht werden kann, hatten die Bergbahnen eine Idee. Sie entdeckten als "Ursache" für den Rückgang der Übernachtungszahlen in der letzten Wintersaison die fehlende Verbindung zwischen den einzelnen Skigebieten. Ausgerechnet die auf Tagesgäste fixierten Bergbahnen (er-)fanden den Übernachtungsgast, der angeblich ausbleibt, weil die Skigebiete nicht zusammenhängen. Seither treten die Bergbahnen mit ihren Ausbauplänen nicht mehr als Bittsteller auf, sondern als Heilsbringer. Plötzlich handeln die Bergbahnen nicht mehr im eigenen Interesse, sondern im Interesse des Kleinwalsertales. Früher nannte man so etwas dreist, heute heißt es "Marketing".

Andererseits ist diese Strategie der Bergbahnen auch die einzige, die überhaupt zum "Erfolg" führen kann. Warum denn sollten die Talbewohner ihr kostbarstes Gut - die unverfälschte, großartige Natur - zugunsten der Renditeinteressen eines Privatunternehmens opfern?  Während die Bergbahnen so tun, als wäre es eine Gewissheit, dass dieser Gast nach der Umsetzung der Ausbaupläne wieder zum Übernachten ins Tal kommt, wage ich die Vermutung, dass für jeden derartigen Gast zwei andere nicht mehr kommen, weil ihnen die unberührte Natur im Kleinwalsertal wichtiger war als eine Skischaukel.

Dr. Rüdiger Merz


Detlef Willand, Hirschegg

Gedanken eines alten Mannes zu Ethik und Tourismus.

Im Kleinwalsertal halten viele Bewohner es anscheinend für ganz normal, dass neue, touristische Projekte vor allem daraufhin betrachtet werden, ob sie gewinnbringend sind, und das möglichst schnell und nachhaltig.
Diese Einstellung scheint für Menschen eines Tales, das ja direkt oder indirekt fast zu hundert Prozent vom Tourismus lebt, mehr oder weniger selbstverständlich zu sein. Und grundsätzlich ist dagegen ja auch nichts einzuwenden, es wäre zumindest ziemlich weltfremd, dagegen zu wettern.
Betrachtet man aber solche technisierten Projekte nach der ersten oberflächlichen Begeisterung etwas genauer, so stellen sich schon einige kritische Fragen.
Man kann zum Beispiel fragen: für wen ist ein Projekt, wie es jetzt die Pläne der Bergbahnen vorsehen, eigentlich wirklich Gewinn bringend?  Wem nützen sie wirklich?
Wird der von Fachleuten beklagte Rückgang der Übernachtungen im Tal tatsächlich damit aufzufangen sein? Was ist es denn, was das begehrte Objekt, den Gast ins Tal lockt, um hier auch zu übernachten, um hier zu essen, um hier einzukaufen?
Fragen wir die Gäste selbst, so fallen mir deutlich kritische Artikel auf, die in Zeitungen und Magazinen über unser Tal in der letzen Zeit veröffentlicht wurden. Beklagt wird immer wieder Hektik, Stress, Rabaukentum auf den Pisten und das fehlende Flair.
Man kann den Schreiber einer dieser Kritiken schon verstehen, wenn er sich vor der luxuriösen Speisekarte des Gipfelrestaurants wieder nach der Leberknödelsuppe in der einfachen Berghütte sehnt. Was steckt hinter so einer Sehnsucht? Denkbar ist, dass es neben der im Winter vor allem angesprochenen Gruppe der sportlich-dynamischen, mit Helm und Rückenpanzer gewappneten Ritter der Piste auch eine deutlich andere Gruppe gibt. Sie kommt ins Tal, im Winter wie im Sommer. Diese Gruppe sucht hier etwas anderes und das wird immer wieder als fehlend beklagt. Die vorhin erwähnte Leberknödelsuppe steht bei genauerem Hinschauen symbolisch dafür. Es ist das, was vielen Menschen heute fehlt, es ist das, was eine Gebirgslandschaft, die nicht unter die Drähte der Bergbahnen geraten ist, dem Menschen schenken kann. Es ist Kraft.
Manche haben unserm Tal auf der Suche nach dieser Kraft schon enttäuscht den Rücken gekehrt. Das stimmt bedenklich.
Leider kann man diese Kraft nicht, wie die sich an den Bahnen durchs Gatter drückenden Schäfchen, zählen.
Könnte man diese unsichtbare Kraft wiegen und messen, täten die Liebhaber des sanften Tourismus, egal ob Gäste oder Gastgeber, sich leichter ihre Wünsche nach echter Natur, nach Entschleunigung einzufordern.
Das Tal, ich wage mal zu sagen unser Tal, hat Ecken und Winkel, wo diese Kraft noch erhalten ist. Wir sollten helfen sie uns, aber auch unseren Kindern (bei mir schon Enkeln) zu bewahren. Wenn die alten Walser bei einem guten Wasserzeichen mit ein bitzle Käs und Brot ihre Quellen fütterten, so stand dahinter das Gefühl, dass in allem Materiellen auch eine geistige Seite enthalten ist. Es sind diese Geister, von denen die Kraft kommt. Ihnen ein bisschen Rücksicht zu gewähren, damit sie bei uns bleiben und nicht in ruhigere Gegenden abhauen, wäre gut. Man mag mich ja als sentimental und weltfern betrachten, aber mir gefällt das, wenn in Island das staatliche Straßenbauamt bei seinen Planungen Rücksicht auf diese Naturgeister nimmt.
Bei uns gab es, wie die warnende Gottesackersage erzählt, durchaus Zeiten, wo das Bewusstsein, dass man nicht zu rücksichtslos nur auf Gewinn aus sein sollte, sondern die geistigen Kräfte berücksichtigen muss.
Ich nenne „sanften Tourismus“ eine ethische Einstellung der Natur gegenüber und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass noch mehr Draht, noch mehr Verkehr noch mehr „Ballermann am Berg“, wie sich ein Kritiker geäußert hat, wirklich mehr Gäste ins Tal holt.
Mehr Tagestouristen, die nur ihre Registrierung an der Zählmaschine der Bahnkassen - und ihren Abfall hier lassen, sollten wir doch wohl eher kritisch gegenüber stehen.


Gedanken zum Ifen Projekt
von Manfred Kessler, Riezlern

Ich muss zugeben bei der ersten Vorstellung des Projekts durch die Bergbahn AG im Walserhaus war ich ein voller Befürworter.
In der Zeit die seitdem vergangen ist habe ich mir einige Gedanken über das Projekt gemacht und bin zum Schluss gekommen, dass das jetzige Projekt auf keinen Fall verwirklicht werden darf. Bei einer Bergtour auf den Ifen habe ich eine längere Pause auf dem Alpbord gemacht und mir den Platz mit den zwei geplanten Bergstationen und dem Restaurant vorgestellt. Zu meinem erschrecken musste ich erkennen, dass das Ifengebiet und das Alpbord mit diesen Gebäuden für immer zerstört sein würde. Mein Entschluss steht fest:

Hände weg vom Alpbord!!!

Wird die untere Sektion als Dreiecksbahn ausgeführt bedeutet das, dass die doppelte Anzahl an Stützen gebaut und zudem eine zweite Lifttrasse ausgeholzt werden muss. Ist dies die Umweltverträglichste Lösung für die Modernisierung des Ifengebietes?

Doch ich will hier nicht nur das bestehende Projekt kritisieren sondern auch einen möglichen Vorschlag für das Ifengebiet vorbringen.
Meine Idee ist es eine 8er oder 10er Kabinenbahn von der Auenhütte über eine Mittelstation in ungefährer Höhe der Ifenhütte bis zur jetzigen Bergstation der Hahnenköpflebahn zu bauen. Zusätzlich soll die bestehende Hahnenköpflebahn zu einer 4er oder 6er Sesselbahn erweitert werden.

Details zur Kabinenbahn:
Die Talstation sollte im momentanen Bürogebäude bzw. an dieses angeschlossen sein. Der Zugang für den Gast zur Bahn sollte auf der Unterseite des Gebäudes (in Höhe der Toilettenanlage) sein, damit die Schifahrer und Fußgänger ohne äußeren Anstieg vom Bus in die Talstation gelangen können. Die Mittelstation sollte im Bereich der Ifenhütte auf Höhe der jetzigen Alphütte bzw. etwas Höher liegen (auch wenn die Alphütte dafür abgetragen oder versetzt werden muss), dadurch können die unteren Pisten (Olympiahang, Hahnenköpfleabfahrt und der Kührengleitweg) gut erreicht werden. An der Mittelstation muss eine Ein- und Ausstiegsstelle für die Schifahrer und Fußgänger möglich sein, als Referenzanlagen kann die Fellhornbahn II und die Hörnerbahn in Bolsterlang betrachtet werden. Die Bahn muss so konstruiert sein, dass ein Betrieb der unteren Sektion ohne den Betrieb der oberen Sektion möglich ist (schlechtes Wetter/ Sturm obere Sektion, Sommerbetrieb). Damit auch die Schifahrer die den Schafalpen bzw. Gottesackergleitweg gefahren sind wieder zur Mittelstation gelangen können, sollte von der jetzigen Informationstafel gegenüber der Bergstation Doppelsesselbahn ein Förderband bis zum Einstieg Mittelstation Gondelbahn installiert werden. Aus der Mittelstation wird die Bahn umgelenkt und führt weiter zur bestehenden Bergstation der Hahnenköpflebahn, dabei soll der Bereich des Ausstiegs der Gondelbahn so klein wie möglich ausgeführt werden (ähnlich der Bergstation der Gipfelbahn Pitztaler Gletscher) um eine unverhältnismäßige Vergrößerung der Bergstation zu vermeiden.

Die bestehende Hahnenköpflebahn sollte zumindest so bestehen bleiben oder auf eine 4er bzw. 6er Sesselbahn mit Sturmhauben ausgebaut werden. Dadurch wird den Schifahrern genüge getan, die nicht nach jeder Abfahrt die Schi abschnallen wollen sondern mehrere Runden durchfahren wollen und lange Wartezeiten an der Hauptbahn werden vermieden.

Zur Verbindungsbahn ans Horn könnte ich mir eine Gondelbahn von der Ifen - Talstation zur Walmendingerhorn - Bergstation als reine Zubringerbahn vorstellen (ähnlich Verbindungsbahn zum Gletscher Sölden) also ohne neuen Pisten vom Walmendingerhorn. Wie sich das auf die Gesamtverkehrssituation im Tal auswirkt müsste natürlich zuerst untersucht werden, sinnvoller erscheint mir allerdings eine Verbindung zur Heuberg – Schiarena.

Damit sind meiner Meinung nach die Grundargumente der Bergbahn AG erfüllt wie:
  • Verbesserung der Erschließung der unteren Sektion, da die unteren Pisten alle von der höheren Mittelstation erreicht werden können.
  • Schikurse mit Kindern können sicher mit der Gondelbahn direkt von der Talstation bis an das Hahnenköpfle fahren und auch an der Mittelstation wieder in eine Gondel einsteigen
Die notwendigen Maßnahmen erfordern weniger Eingriffe in unsere wertvolle Landschaft da absolut keine Baumaßnahmen am bzw. auf dem Alpbord notwendig sind. Die Landschaft wird durch die benötigten Stützen und Seile bei diesem Vorschlag nicht mehr beeinflusst als es heute bereits der Fall ist (Verbindungsbahn Horn-Ifen oder Ifen-Heuberg nicht mitbetrachtet).


Gedanken und Anregungen zum Projekt am Ifen und zum Qualitätstourismus
von Martin Riezler, Mittelberg

Vorab, so glaube ich, dass sich die absolute Mehrheit für eine Modernisierung der gealterten Anlagen im Ifengebiet ausspricht. Nur das Wie und Wie viel lassen die Diskussionen im Tal zum Teil heißlaufen.
In der Folge mein Empfinden und meine Eindrücke zum Versuch der Umsetzung des Ifenprojektes.

1) Die Art und Weise des Vorgehens der Hauptgeldgeber ist nur zu gut zwischen und in den Zeilen herauszulesen. Die Bergbahnen geben deutlich zu verstehen: Entweder mit Panoramabahn, Bergrestaurant und Mittelstation am Alpbord oder gar nichts.
Die Raiba-Holding ihrerseits: Wir zahlen und entscheiden (…wir machen den Weg frei!)!

2) Dubios auch die ins Leben gerufenen Stammtische. Es kommt der Verdacht auf, dass gezielt mehr Befürworter als kritische Betrachter geladen waren. Ebenso die Protokolle, die nur sehr oberflächlich die Kritiken widerspiegeln, und so alles im Einklang mit den Betreibern erscheinen lässt.

3) Leidenschaftliches Plädoyer, das alles nur zum Wohlergehen des Tales gedacht ist.
Mal ehrlich. Aus der Vorstellung geht klar hervor, dass das Projekt nicht dem Qualitäts- sondern eindeutig dem Massentourismus mit all seinen Nachteilen unterworfen ist. Hernach richtig im Geld sind nur die oben angeführten Institutionen.
Ebenso der angewandte Populismus. Ohne Ifen neu, so wie die Gesellschafter sich das vorstellen, können Nächtigungen nicht mehr gesteigert werden, Kaufkraft verringert sich, sämtliche Betriebe vom Vermieter im Großen bis hin zum Kleinen, Handel und Gewerbe, Handwerker, … etc., alle haben in Zukunft schlechte Karten. Im Übrigen vertreten diese Meinung auch einige von unseren Politiker. Entspräche das den Tatsachen, so wurde in der Vergangenheit kaum ein Fehler ausgelassen.

Meine Befürchtung
Aufgabe eines letzten Rückzugsgebietes für seltene Fauna, Flora und Wild, aber auch für ehrliche Wanderer und dazu gehören ein großer Teil unserer Gäste, unsere Allgäuer Nachbarn und die Mehrheit der Walser Bevölkerung.
Gefährdung und Zerstörung eines der sensibelsten Karstgebiete in den Alpen.
Nachhaltigkeit unseres Werbeslogans „Erlebe das Original“ wird unglaubwürdig.

Forderung an die Bergbahn AG
  • Modernisierung der Anlagen am Ifen auf den vorhandenen Trassen mit Ausstiegsmöglichkeiten im Winter bei der Ifenhütte, Alpbord und Bergadler (Vorteil: Auf Schlechtwetter kann sensibel reagiert werden).
  • Erhaltung der alten Hahnenköfplebahn als alternative Winteraufstiegshilfe.
  • Kein Restaurant am Alpbord (Sommerveranstaltungen kommen so sicher wie das Amen in der Kirche. Kein Geschäftsmann lässt eine gute Infrastruktur nur zu 40-50% genutzt.).
Darf nur das Walmendingerhorn als Berg der Sinne in Erinnerung rufen. Zunächst Panorama- und Liegestuhlplattform zur Besinnung und Ruhe. Jetzt häufen sich die Veranstaltungen sichtlich, von denen wohlgemerkt die Wirte im Tal auch nicht das Braune unter dem Fingernagel haben. Und ohne Panoramabahn sei die WHB finanziell nicht mehr lukrativ und erhaltenswert.
  • Sommerbetrieb, wenn überhaupt, nur bis zur Ifenhütte.
  • Ausstieg des Ifengebietes aus dem Sommerbergbahnticket

Wünsche an die Gemeinde:
  • Installierung des Skigleitweges
  • Verbindungsbahn vom Heuberglift oder Parsennlift mittels Bahn zur Auenhütte. Warum nicht in Eigenregie oder Beteiligung mit Fam. Haller. Projekt zahlt sich selbst.
  • Klares nein zur Panoramabahn
  • Qualitätstourismus fördern – Massentourismus beruhigen: Unsere Kinder danken es euch.
Weiters lässt sich meiner Meinung nach Massentourismus mit einer sündteuren Installierung der Marke Kleinwalsertal nicht vereinbaren. Qualitätstourismus wird begleitet von USPs (unique selling propositions), im Marketing auch als Alleinstellungsmerkmale bekannt.

Nur zwei Anregungen in Richtung Qualitätstourismus:

Winter
Tagesausflugsskigebiet bis zur Breitachbrücke preislich wie gehabt. Skigebiet von der Breitachbrücke bis Mittelberg für Tagesgäste merklich erhöhen. Skifahren für unseren stationären Gast wird so nicht nur an Wochentagen, sondern auch an Wochenenden wieder attraktiv.

Sommer
Minimalziel: Aufstiegshilfe, wenn überhaupt, dann nur bis zur Ifenhütte, keine Gültigkeit des Bergbahntickets und selbstverständlich keine Panoramabahn (kein USP: in Kanada, Kitzbühel,... bereits vorhanden).
Maximalziel: kein Sommerbetrieb am Ifen
Slogan: „Zu Fuß zurück in die Natur“!

Allgemein darf ich noch festhalten, dass wir in der Vergangenheit sehr gut vom Fremdenverkehr gelebt haben. Das wird auch in Zukunft möglich sein, ohne dass wir gleich naturschutzwürdige Gebiete opfern. Langfristig werden wir nicht nur, aber auch mit der Einzigartigkeit des Ifengebietes besser aufgestellt sein, sofern wir es nicht mittelfristigen, kommerziellen Interessen unterwerfen.


Wolfgang Burgstaller, Oberstdorf


Als Oberstdorfer, der das Walsertal mit seinem einzigartigen Ifengebiet sommers wie winters gerne aufsucht sind mir die Ausbaupläne der Bergbahnen ein Gräuel, gehen sie doch eindeutig in Richtung Massenskitourismus a la Fellhorn, Kanzelwand.
Viele Oberstdorfer gehen deswegen gerne an den Ifen und aufs Horn, weil man dort noch in Ruhe das Skifahren und das Wandern genießen kann und ich denke das Gleiche tun auch viele Walser und Gäste, die diese Massen nicht wollen. „Schöne Aussichten“ mit fünfhundertneunundneunzig anderen Gästen auf dem Alpbord zu sitzen? Wollt Ihr Walser das wirklich?
Die Schwebebahn ist für mich ein Attraktivitätsmagnet, ähnlich dem Eiffelturm in Paris: „das muss ich erlebt haben, da muss ich hin.“ Eine bessere Einladung für möglichst viele Tagesgäste kann man eigentlich nicht bauen. Was sich dann im Tal an Verkehr abspielen wird kann jeder vernünftige Mensch schon jetzt im Stillachtal an schönen Winterwochenenden besichtigen: Verkehrslawinen.
Die Beschränkung von Tagesgästen über die Ausgabe einer kontingentierten Anzahl von Tageskarten, Verkehrslenkungsmodelle, etc. – all das sind nur gezielte Versuche, die Tatsache zu verschleiern, dass die Massen die Talachse restlos verstopfen werden. Damit wird die touristische Qualität, die die Gäste jetzt vorfinden massiv beeinträchtigt und Gäste werden in andere attraktive Gebiete abwandern, wo es ruhiger ist.
Die Marke „Erlebe das Original“, mit der sich das Walsertal bisher zu Recht von anderen Destinationen abhebt, wird mit dieser Entscheidung für Massentourismus im Ifen und im Walmendingerhorngebiet (eine entsprechende Kapazitätserhöhung wird dort sicher auch noch kommen)  massiv beschädigt werden.
Und jetzt noch aus meine beruflichen, therapeutischen Sicht möchte ich sagen: weniger ist oft mehr. Was viele Menschen heute suchen ist Entspannung, Naturerleben, Begegnung; das was heute unter Sanftem Tourismus firmiert: naturnahes, ruhiges Skifahren. In Davos wird das z.B. unter Slow mountain angeboten. Da könnte dann auch therapeutisches Skifahren für Menschen, die Ängste, psychische Probleme, Burn-Out haben am Ifen einen guten Platz finden. Es geht aus meiner Sicht um individuelle, qualitativ hochwertige Angebote für Gäste, die eine Zeit lang hier bleiben, verweilen möchten. Das würde doch gut zum Ifen und dieser wunderschönen Natur passen.

Oberstorf, den 20.7.2011
Wolfgang Burgstaller
Psychotherapeut


Tourismus „längs“(t) am ökologischen Scheideweg...
von Franz Müller, Riezlern

Mit Interesse lese ich in der Kolumne „ifen-signal“ des Vereins Landschaftsschutz Kleinwalsertal.
Der Ifen und das derzeit geplante Projekt schafft es wieder einmal, auch grundsätzliche Fragen über unser Tal, unsere Entwicklung und Zukunft zu stellen.
Dabei hört man immer wieder von naturverträglichen oder moderner ausgedrückt, „ökologisch vertretbaren Lösungen“...

Wenn man allerdings ökologieverträgliche Projekte“ auf touristischer Ebene im Kleinwalsertal sucht, muss man schon eher nach Ausnahmen als nach Standards suchen.
Darüber können weder bunt gefärbte Prospekte, musikuntermalte Videofilme noch gebetmühlenartige Bekenntnisse hinwegtäuschen.

Der Tourismus im Walsertal hat längst die „ökologische Grenze“ von Nachhaltigkeit, Verträglichkeit und Biodiversität überschritten.

Der Landschaftsverbrauch, den unsere Generation für den Tourismus vollzogen hat, die „artfremde ausufernde Landschaftsnutzung“ durch die Tourismuswirtschaft und ihre nachgelagerten Bereiche haben längst ein Maß erreicht, an dem wir uns fragen müssen, ob unsere Nachkommen und Nachfolger noch Entwicklungschancen in diesem Gebiet haben.

Dabei ist die kosten(lose) Verteilung der „Zukunfts-Brillen“ wie sie derzeit im Kleinwalsertal angeboten wird, wenig hilfreich und nicht zielführend.

Weder die „rosaroten Brillengestelle“ mit der Inschrift „...Alles wird gut...“ der Bergbahn AG und Holding ist hier nützlich, noch bietet das „grüne Brillengestell“ des Landschaftsschutzes eine grundlegende Lösung.
Reservats-Landschaftsschutz oder punktuelle Betreuung ist zwar gesellschaftlich attraktiv, aber politisch unbedeutend.

Unser Tourismus ist auf dem falschen Weg!

Mit Kaschierungen, Kompromissen und Omas Kuchenrezepten können wir nicht umkehren.
Wir im Walsertal leben mit unserer Einnahmequelle Nr. 1, dem Fremdenverkehr, über unsere natürlichen und über unsere wirtschaftlichen Verhältnisse.
Das Ifen-Projekt ist nur ein „Serviervorschlag“ von noch mehr Abhängigkeit in der Spirale „Massen- und Eventtourismus“.
Dabei spielen Investoren inzwischen eine fragliche Rolle.
Soll sich eine touristische Gemeinde voll und ganz „in den Sog“ von betriebswirtschaftlichen Überlegungen und Abhängigkeiten einzelner Unternehmen begeben?
Wird es nicht Zeit, das Wahrheit auch ins Auge zu sehen?
Sind wir noch die End- und Hauptwirte in unserem Tal oder nur noch die Zwischen- und Nebenwirte, die eine „inklusiv Strategie“ mittragen müssen?
Auf der anderen Seite stechen bereits Zeitzeugen einer verkannten „Kunst-Landschaft“ ins Auge.
Verwildert und unfinanzierbar wuchert ein Kurpark in Riezlern vor sich hin.
Glauben wir, dass künstliche Schneeteichs, die ohne technischen Eintrag ständig kippen würden, energieverschleudernde Schneeanlagen oder erosionsgefährdete Schipisten auf Alpböden uns die Zukunft sichern?
Diese Art und Ausrichtung des Tourismus hat in meinen Augen keine Zukunft.
Die Grundlage für einen nachhaltigen und naturverträglichen Tourismus bietet nur eine funktionierende ideologiefreie Land-, Forst- und Alpwirtschaft. Wenn diese Bereiche geschwächt, verschoben oder bestochen werden, entwickeln sich heutige Denk- und Planungsmuster.
Mit der jetzigen Entwicklung, durch welche die Landwirtschaft rundherum zum „touristischen Laufburschen, ökologischen Alibi und kultischer Halfterführigkeit“ degradiert und gezwungen wird, ist das allerdings nicht zu machen.
Lernen wir den „Krölls und seinen Anhängern“ in unserer Zeit wieder kleine Brötchen zu backen...!

Franz Müller


Welches Tourismuskonzept verfolgt das Kleinwalsertal?
von Dr. Rüdiger Merz

Die Bergbahnbetreiber begründen ihre Ausbaupläne im Ifen—Skigebiet mit der Aussage, der Gast erwarte ein zusammenhängendes und möglichst großes Skigebiet, und dass es dies im Kleinwalsertal nicht gebe, sei der Grund für die schwindenden Gästezahlen in der Wintersaison. Schuldig bleiben die Bergbahnbetreiber und Befürworter des Ausbaus jedoch, den „Gast“ näher zu beschreiben, der in der Wintersaison ausbleibt und nach dem Ausbau zusätzlich kommen soll. Geht es den Bergbahnbetreibern um den Tagesgast, der aus dem bayerischen und schwäbischen Raum anreist? Haben sie den Übernachtungsgast im Sinn, der statt ins Kleinwalsertal ins Zillertal, Ötztal, nach Kitzbühel, Ischgl oder an den Arlberg fährt? Oder ist der „sanfte“ Tourist gemeint, der entschleunigt je nach Wetterlage zu Fuß, mit Schneeschuh oder Tourenski die Bergwelt erleben möchte?

Es erstaunt, dass ein Projekt dieser Größenordnung diskutiert wird, ohne dass bei den Gemeindevertretern und Talbewohnern Klarheit und Einigkeit über das Tourismuskonzept im Kleinwalsertal herrscht. Die Diskussion wird von den Bergbahnbetreibern so gesteuert, dass über die schwerwiegendsten Eingriffe – insbesondere über die Seilbahn zwischen Ifen und Walmendingerhorn – heftig diskutiert wird, um zu verhindern, dass über das Projekt erst einmal ganz grundsätzlich nachgedacht und entschieden wird. Auf diesem Wege soll ein Konsens erreicht werden, dem möglichst viele Stimmen angehören, von denen ein Großteil mit dem dann gefunden Ergebnis zufrieden sein wird, weil „Schlimmeres erfolgreich verhindert wurde“.

Die Bergbahnbetreiber haben aufgrund der Notlage des Merckle-Konzerns das Ifen-Skigebiet zu einem äußerst günstigen Preis erwerben können. Die Käufer verweisen immer wieder auf die vom Voreigentümer eingeholten Genehmigungen zur Erweiterung und Ertüchtigung des Skigebiets bzw. der Liftanlagen. Die aktuellen Pläne werden dann als der „geringere Eingriff“ in Landschaft und Natur gerechtfertigt. Haben die Bergbahnbetreiber Einblick in diese Genehmigungen gewährt? Sind diese überhaupt noch verwendbar? Welche Infrastruktur-Maßnahmen auf Seiten der Gemeinden wären notwendig, wenn auf Basis dieser „alten“ Genehmigungen der Ausbau des Skigebiets erfolgen würde? Ich vermute, dass auch der Voreigentümer seine Gründe hatte, den Ausbau auf der Grundlage der Genehmigungen nicht durchzuführen. Und ich vermute weiter, dass ohne Infrastrukturmaßnahmen der Kleinwalsertaler Gemeinden auch dieser Ausbau des Skigebietes wirtschaftlich sinnvoll nicht möglich wäre. In diesem Fall sollte den Talbewohnern bewusst sein, dass sie alleine es sind, die letztlich über die Grundzüge des Tourismuskonzeptes und damit auch über den Ausbau des Ifen Skigebietes entscheiden. 

Zu diesem Tourismuskonzept des Kleinwalsertales möchte ich Folgendes anmerken: Die aktuellen Tendenzen im alpinen Sommer- wie Wintertourismus gehen klar hin zu sanftem Tourismus. Das Erleben von Naturschönheiten und Outdoor-Aktivitäten wie Wandern mit Bergstiefeln oder Schneeschuhen, Mountain-Biken, Skitourengehen und Klettern liegen im Trend. Ein Rundgang durch ein Sportgeschäft zeigt sofort, wo die Schwerpunkte liegen. Für ein zukunftsgerichtetes Tourismuskonzept ist des Weiteren die demographische Entwicklung zu beachten. Die geburtenstarken Jahrgänge der 60-er Jahre bleiben länger aktiv, sind naturbewusster und zahlungskräftig. Diese Generation verabschiedet sich mehr und mehr von der Skipiste hin zum Naturerlebnis. Aber auch die „Jungen“ finden es nicht mehr „cool“, auf überfüllten Pisten mit Helm und Protektor den Weg zur Liftstation zu suchen.

Die Skiregion Oberstdorf/Kleinwalsertal wird beworben mit Superlativen wie „das Höchste“ oder „Deutschlands größte Skiarena am Nordrand der Alpen“ mit „modernsten Beschneiungsanlagen“ und „modernster Einseilumlaufbahn“. Ganz im Kontrast dazu steht Skifahren im Ifen-Skigebiet. Das Verbot künstlicher Beschneiung im Naturschutz- bzw. Pflanzenschutzgebiet und die veralteten Liftanlagen führen zu einem „Skifahrgenuss wie vor 50 Jahren“. Tatsächlich liegt aber genau das im Trend. Bei Davos gibt es bereits ein erstes Skigebiet, das Rinerhorn, das ein „entschleunigtes Skifahren“ anbietet – mit großem Erfolg. Gleiches gilt für die Fideriser Heuberge, ebenfalls in Graubünden. Ob dies ein Weg zu einem zukunftsträchtigen Tourismuskonzept ist, gehört mindestens diskutiert. Angesichts der einzigartigen Natur am Ifen ist aber auch ganz ernsthaft über einen Rückbau des Ifen-Skigebiets nachzudenken. Im Bregenzerwald am Hirschberg ist dies schon geschehen, auch in Tirol gibt es Beispiele. Die Tourismus-Experten sollten sich unbedingt das Konzept der Walsergemeinde St. Antönien in Graubünden am Fuße der Sulzfluh ansehen (www.st-antoenien.ch). Es würde dem Kleinwalsertal gut zu Gesicht stehen, auch mindestens ein (Seiten-)Tal in ihrem Tourismuskonzept vorweisen zu können, in dem der sanfte Tourismus ähnlich kompromisslos durchgeführt wird. Das Schwarzwassertal wäre von seinen Gegebenheiten hierfür ideal.

Ein zukunftsweisendes Tourismuskonzept wird die durch den Tourismus selbst verursachte Verkehrsbelastung besonders beachten müssen. Die Sackgassen-Situation von Oberstdorf und dem Kleinwalsertal ist hierbei nicht nur ein Fluch, sie kann auch - mangels Durchgangsverkehr - ein Segen sein. Die Bergbahnen versuchen aktuell vor allem am Fellhorn/Kanzelwand ihre Rendite mit den Tagestouristen zu steigern, die zu einer starken Verkehrsbelastung beitragen. Die Beherbergungsbetriebe vor Ort haben von diesen Tagestouristen aber in der Regel nur wenig oder keinen Ertrag. Sanfter Tourismus ist mit Tagestourismus kaum möglich. Es muss daher der Übernachtungsgast „wieder entdeckt werden“, weil nur er den gewünschten wirtschaftlichen Effekt bei allen vom Tourismus abhängigen Betrieben im Tal bewirken kann. Der kommt aber wegen der Natur und nicht wegen der Massenerscheinungen. Ein Verkehrskonzept muss daher am Talanfang bei Oberstdorf beginnen und Oberstorf mit einbeziehen. Wie in Lech sollten konsequent Tagestouristen wieder abgewiesen werden, wenn die Skigebiete und Parkplätze voll sind. Die Situation im Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand lässt dabei den Schluss zu, dass aktuell schon die vorhandenen Parkplätze zu groß sind. Eine Reglementierung zu Lasten des Tagestouristen wird den Übernachtungsgast ungemein aufwerten und die Attraktivität der Beherbergungsbetriebe vor Ort maßgeblich erhöhen. Rechtliche Probleme könnten dadurch in den Griff bekommen werden, dass schlicht nur der Übernachtungsgast mit dem PKW ins Tal einfahren darf, im Übrigen wären Busse zu stellen. Tageskarten an den Liftstationen gibt es an den Tagen mit besonderem Andrang eben nicht zu kaufen, eine „Umgehung“ ist möglich, wenn der im Bus eingetroffene Tagesgast eine Zweitageskarte kauft. Das wird sich ganz schnell herumsprechen und den gewünschten Effekt haben. Die Bergbahnbetreiber werden zu so einem System wirtschaftliche Gründe ins Feld führen und behaupten, dass sich der Betrieb dann nicht mehr lohne. Das sagt sich leicht, wird von den Bergbahnbetreibern aber nur schwer zu belegen sein. Lech scheint mir jedenfalls nicht durch das Abweisen von Tagesgästen ärmer geworden zu sein. Außerdem ist auch das ein Effekt bei einer Zuwendung zum echten sanften Tourismus: es wird klar, dass der Bergbahnbetreiber viel mehr auf die Infrastruktur des Tales angewiesen ist, als das Tal auf die Bergbahn. Dies würde dazu führen, dass die Interessen der Talbewohner endlich gegenüber denen der Bergbahnbetreiber aufgewertet werden.

Die Pläne zum Ausbau des Ifen Skigebiets einschließlich Verbindungsbahn lassen sich nur rechtfertigen, wenn man ein Tourismuskonzept befürwortet, das das Kleinwalsertal in Konkurrenz setzt zu den großen „Skischaukeln“ der Nordalpen. Wer wissen will, wie ein Tal aussieht, wenn man in Wettbewerb mit diesen Destinationen tritt, der möge im Sommer und in der Zwischensaison ins Zillertal, ins Ötztal oder nach Ischgl gehen. Eine Nacht in einer der Betonklötze, etwa in Obergurgl, dürfte jeden Kleinwalsertaler zum lebenslangen Landschaftsschützer machen.

Dr. Rüdiger Merz, München


Kurt Müller, Riezlern

Wintersaison
Schigleitwege Heuberg – Mittelberg mit Hochdruck verwirklichen.
Bahn Heuberg – Auenhütte möglichst schnell verwirklichen.
Wenn die Bahn realisiert ist, den Omnibusverkehr Riezlern - Auenhütte ausdünnen, dafür eventuell RVA und Gemeinde zur Kostenbeteiligung heranziehen.
Eine neue Kombibahn ohne Zwischenstation bis zur Bergstation Hahnenköpfle inkl. gute Beschneiungsanlage erstellen und alle anderen Anlagen rückbauen.
Die Auenhütte, die Ifenhütte und das Restaurant in der Bergstation sollten genügen.

Begründung:
Viele, allerdings meist ältere gute Schifahrer haben das deutlich ruhigere Schifahren am Ifen gegenüber Fellhorn/Kanzelwand vorgezogen.  Ebenso die Winterwanderer an der Bergstation Hahnenköpfle.
Die Walmendingerhornbahn wird mit den gut ausgebauten Schigleitwegen und der Verbindung Kanzelwand – Talstation Parsenn sicher aufgewertet.

Sommersaison
Die neue Bahn ist im Sommer nicht in Betrieb.
Der Omnibusverkehr wie jetzt in der Sommersaison.
Die von den Bergschulen organisierten Wanderungen sollten weiter ausgebaut und beworben werden.

Begründung:
Das Schwarzwassertal mit Ifen soll dem Bergwanderer vorbehalten sein. Wenn der Bergwanderer von der Auenhütte aus startet, werden auch die Wanderungen über den Gottesacker in einem erträglichen Maße sein.
Ohne Sommerbetrieb wird es auch keine Wasserspiele oder ähnliches (Klettersteig am Ifen) geben bzw. angedacht werden.


Dr. Barbara Rothweiler, Hirschegg

Modernisieren ja, aber nicht so!
Das "pro ifen" veranlasst mich zu dem Versuch einer Stellungnahme. Da ich nicht restlos über das Projekt informiert bin, ist es mir unmöglich mein JA Wort  zu geben zu einer Internetseite, die lediglich über eine Modernisierung des Ifens informiert mittels einer Verbindung vom Walmendinger Horn zum Ifen und einer künstlichen Beschneiung. Ist es nicht ein wenig unfair mit dieser mageren Auskunft Meinungen zu sammeln? Geht es doch hier um die einschneidende Veränderung des Schwarzwassertals, um die Aufgabe eines noch beruhigten Skigebietes. Modernisierung der Liftanlagen ist notwendig, daran ist nicht zu zweifeln. Übrigens nicht nur der Liftanlagen, sondern auch der Gastronomie in diesem Gebiet. Ich denke nur an die nicht mehr zeitgemäßen sanitären Verhältnisse auf der Ifenhütte oder an die Auenhütte mit der unzumutbaren lauten Musikbeschallung, sobald man sich der Talstation nähert. Musik, Landschaft und Sport, das sollte harmonieren. Hat das Walsertal hier nicht die einmalige Chance, im Rahmen der Modernisierung einen Gegensatz zum "voll erschlossenen Massen  Skifahren" im Kanzelwand-Fellhorngebiet  zu schaffen? Hier könnte man das moderne, aber naturnähere ruhigere Skifahren, Tourengehen, Schneeschuhwandern sowie Spazierengehen anbieten. Welche Chance für das Tal!!  Keine große Verkabelung, die die Massen anziehen, sondern  "Bio-Skifahren". Das Tal würde über die einmalige Chance verfügen, beides  zu präsentieren: das große Eventskigebiet  und die ruhigere Variante. Dazu passt natürlich nicht eine Verkabelung zwischen Walmendinger Horn und Ifen quer über das Schwarzwassertal. Es gibt mit Sicherheit weniger spektakuläre Anbindungsmöglichkeiten als diese Mammutlösung,  z.B. eine kleine Verbindung vom Heuberg zur Ifentalstation, vielleicht auch für den Sommergast (von dem eigentlich zu wenig gesprochen wird) attraktiv  ist.
Nichts für ungut. Ich bin keine "Einheimische", aber seit 1955 sehr eng mit dem Tal verbunden und fühle mich dort wohl, bei den Menschen und in der Natur. Bitte nutzt die Chance, modernisiert, aber nicht um jeden Preis.

Dr. Barbara Rothweiler, Hirschegg


Dr. Alwig Stingele, Mittelberg

Ich fasse ein paar Gedanken zusammen:

1) Ich halte es für sehr wichtig, dass der Landschaftsschutzverein die Zusagen die Herr Karl Keßler der Bergbahn AG (Herrn Kröll) in dem Gespräch mit der Allgäuer Zeitung (06.08.2010) bezüglich der künstlichen Beschneiung gemacht hatte, wieder zurücknimmt. Er kann sich dabei auf einen eventuellen Mitgliederbeschluss stützen. Außerdem ist es keine Schande, eine im Nachhinein für falsch bzw. unglücklich angesehene Entscheidung zu revidieren. Das gleiche hat Frau Merkel  jetzt auch im Falle der Atomenergie gemacht. Ein neuer Gesichtspunkt nach Fukushima und der zu erwartenden Abschaltung mehrerer deutscher AKW´s ist der zu erwartende Engpass in der Stromversorgung auch für das Allgäu. Schneekanonen hätten da bestimmt keine hohe Priorität, was das Risiko für die Investoren (z.B. Raiffeisenbank) weiter erhöhen würde.

2) Das Ifen- und Schwarzwassergebiet wird in dem sogar von der Gemeinde finanzierten Bericht als einmaliges Landschaftsjuwel bezeichnet. Jeder Eingriff (und eine Beschneiung ist ein schwerer Eingriff in den Natur- und Wasserhaushalt, das ist längst bewiesen und gründlich untersucht) in dieses Juwel sollte sich ein Landschaftsschutzverein von vorneherein verbieten. In diesem Punkt kann es auch keine Kompromisse geben, weil man mit der Zustimmung zur Beschneiung Tür und Tor für weitere Eingriffe, die jetzt zwar noch nicht auf dem Tisch liegen, aber in späteren Jahren mit der Begründung von Sachzwängen doch noch durchgesetzt werden sollen. Ich sage nur, wehret den Anfängen.

3) Viele unserer Freunde und italienischen Verwandten schwärmten immer wieder von der besonderen Schönheit des Walsertals. Auch unter Berücksichtigung lokalpatriotischer Gefühle teile ich diese Meinung, es gibt wenige Alpentäler (und ich kenne fast die ganzen Alpen), die über eine so harmonische und abwechslungsreiche Landschaft verfügen. Nachdem der Talboden auf Grund leicht nachvollziehbarer Gründe fast zugebaut und das ehemalige Alpenrosenparadies am Fellhorn  dem Skisport geopfert werden musste, sollte man dieses letzte Refugium erhalten (Diese Forderung hat übrigens auch Reinhold Messner öffentlich bei den Walser Dialogen gestellt).

Dr. Alwig Stingele, Mittelberg


Thea Kress, Pfr.n i.R.
(aus Sonthofen; ich hatte 2003, 2004 und 2005 Gästeseelsorge im Kleinwalsertal übernommen)

Geistlicher Impuls
zur Mahnwache auf dem Hohen Ifen am 2.7.2011 um 13 Uhr

Drei Gedanken:
Wir haben gerade gesungen: Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig – eine indianische Überzeugung, die den Respekt vor der Erde zum Ausdruck bringt. Dieser Respekt ist gar nicht weit entfernt von der Poesie des 104. Psalms,  einem Schöpfungshymnus, denn die Schöpfung zu ehren ist ein Teil der Ehrfurcht vor dem Schöpfer. Wie könnten wir den Schöpfer loben und die Schöpfung - die Erde, die Berge, das Wasser, die Luft, die Pflanzen und Tiere und uns selbst – und sie dann wie Verbrauchsmaterial behandeln? 

Drei Gedanken möchte ich dazu sagen:

I. In der Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel steht, dass der Mensch beauftragt ist, sich die Erde untertan zu machen. Dieser Satz stammt aus einer sehr viel früheren Zeit, als Menschen der Natur Land zum Bebauen und Bewahren abtrotzen mussten.  -    Heute erkennen wir, dass die Zivilisation in den dicht besiedelten Gegenden der Erde  die natürlichen Räume für die Mitgeschöpfe, Pflanzen und Tiere, immer mehr einengt. Unsere Siedlungsgebiete dehnen sich aus, die Straßennetze zerschneiden Landschaften und Waldstücke. Das geht soweit, dass Tier- und Pflanzenarten allmählich verschwinden, weil ihnen der angestammte Lebensraum genommen wird und sie keinen anderen erschließen können. Heute also gilt ein anderes Wort der Bibel, das im zweiten Schöpfungsbericht Bewahren gegeben worden. Dieses Wort sollte für uns handlungsleitend sein.

II. Was gehört zur Sehnsucht von uns Menschen, was wünschen sich Menschen, die erholungsbedürftig sind?  -  Sie wünschen sich unberührte Natur, einen Gebirgssee, klares Wasser, gesunde Bäume und Pflanzen, ein intaktes Biotop; ja vielleicht wünschen sie sich Wildnis als Kontrast zu dem abgezirkelten, durchgeplanten Leben, das sie im Alltag führen müssen und das kaum Zeit zum durchatmen lässt.  Und dann denken die Leute an Norwegen, an Kanada, Neuseeland, den Himalaya – um nur einige der Sehnsuchtslandschaften zu nennen. Aber ich meine: Wir haben selber hier solche wilden und einsamen Landschaften!     Mich jedenfalls haben die Gebirgstäler und –höhen hier – ob im Kleinwalsertal oder im Allgäu -  immer wieder in Erstaunen versetzt und das seit mehr als 10 Jahren! Der eigene selbst begangene Weg hinaus und hinauf bringt einen selbst wieder mit den eigenen elementaren Bedürfnissen in Verbindung: Hunger und Durst bekommen, körperlich müde werden, die Freude, etwas geschafft zu haben. Und das erholt!
Es ist unsere Verantwortung, den nachfolgenden Generationen diese Erlebensmöglichkeiten von wilder Natur auch hier in Europa, hier im Kleinalsertal und im Allgäu zu erhalten.

III.    Freiheit ist ein hoher Wert: wie unfrei haben Menschen noch vor 100 Jahren leben müssen, wenn sie Frauen waren,  Arbeiter, Knechte oder Mägde waren, Kinder waren!
Freiheit hat zwei Grenzen: den Tod und die Liebe. Augustinus, der Kirchenvater, hat gesagt: „Liebe und tu, was du willst“.  Wenn wir jemanden oder auch etwas lieben, dann beschäftigen wir uns damit, versuchen zu verstehen, zu erkennen. Dann akzeptieren wir, dass wir aus Liebe heraus nicht alles tun, was wir tun könnten, weil es nicht lebensdienlich wäre.
In unserer Zeit ist so vieles möglich zu tun, aber nicht alles ist förderlich für das Leben - für das Leben von uns Menschen wie für das Leben unserer Mitgeschöpfe. Wir sind nicht allein auf der Erde, Tiere und Pflanzen sind Mitgeschöpfe. Es ist für uns als Spezies Mensch lebensdienlich, wenn wir nicht nur auf uns und unsere kurzfristigen Interessen schauen, sondern uns als Teil einer Gesamtheit begreifen. Wir sind ein Teil der Ökologie, ein Teil des Haushaltes Erde-Wasser-Luft. Wenn wir diesen Haushalt verderben, verderben wir uns selber. Z.B. sterben schon 10 – 30 % der Bienenvölker in Europa, 30 % in USA, 85 % im Nahen Osten und es gibt Bienensterben in Japan und China –wer soll dann die Früchte bestäuben?
Und deswegen stehen wir jetzt hier am Hohen Ifen, dass wir heute ein Zeichen setzen, die Natur zu achten, weil wir sie lieben: den Hohen Ifen in seiner Einzigartigkeit zwischen dem Kleinwalsertal, genauer: dem Schwarzwassertal und dem Bregenzer Wald, das Gottesackerplateau als einmaliges geologisches Gebiet. Hier finden wir noch eine „wilde“ Landschaft in unserer Nähe und möchten sie für die nachfolgenden Generationen bewahren. Wir wünschen uns, dass weiterhin Menschen hierher reisen können und mit eigenen Füßen darüber gehen und dass sie staunen über die Wunder der Natur. Das wird die Wander_innen bereichern und erholen Und wir wünschen uns, dass es ein gemäßigter Besucherstrom bleibt, den die Natur verkraften kann..
Damit ehren wir die Schöpfungskraft, GOTT, der ist alles in allem.


Jürgen Wälder, Riezlern

Sehr geehrter Herr Kröll,
seien Sie bedankt für den Gesprächstermin.
Die Inhalte möchte ich wie folgt zusammenfassen:
Sie erläuterten mir ausführlich die Neubaupläne am Ifen. Neben der ersten Sektion auf das Alpbord mit Zwischenausstieg an der jetzigen Ifenhütte soll eine zweite Sektion vom Bereich Ifenhuette zur jetzigen Bergstation Hahnenköpfle folgen. Als 3. Ausbaustufe soll in ein paar Jahren mittels Schwebebahn die Verbindung Alpbord – Muttelbergscharte hergestellt werden. Am Alpbord soll ein Panoramarestaurant entstehen mit ca. 300 Außen – und 300 Innenplätzen. Die Restauration am Hahnenköpfle soll nicht erweitert werden.
Die bereits genehmigte Beschneiung bis zum Alpbord kommt nur wenn das gesamte Ausbauprojekt genehmigt wird.
Ihr Gesamtkonzept erscheint mir nicht schlüssig für das Gemeinwohl des Tales. Eine grundsaetzliche Modernisierung der Ifenlifte für den Winterbetrieb leuchtet mir ein. Parallel sind aber die Bereiche „beschneite Skigleitwege“ und Heubergverbindung mit der Auenhuette fast noch wichtiger. Vor allem unter dem Aspekt der Verkehrsbewältigung im Tal für Gäste und Tagesausflügler. (Ganz zu schweigen von dem Kartenwirrwarr im Tal) 
Bei einem Neubau der Ifenbergbahnen in welcher Form auch immer, sind freilich im Winter wesentlich höhere Nutzungsfrequenzen am Ifen zu erwarten als es heute der Fall ist. Um hierfür die Variantenfahrer zu lenken wurde bereits begonnen das „Respektiere Deine Grenzen“ – Konzept umzusetzen.  Die Bereiche Kellerloch, Eselsrücken und in der Folge Sonnenberg mit unten angrenzendem Waldgürtel sind unbedingt zu schützen. Dazu bedarf es noch weiterer Anstrengungen die mir aber für den Winter machbar scheinen, zumal die Bereitschaft aller Beteiligten hierfür vohanden ist.
Bei einem möglichen Sommerbetrieb sind wir uns einig dass die Besucherzahlen die heutige Frequenz weit übertreffen werden. Das Alpbord ist ein dermassen exponierter Aussichtspunkt, dass dies mit Sicherheit zu einem magischen Anziehungspunkt wird, zumal Sie das auch wollen. Ihre Restauration ist auch entsprechend ausgelegt. Und dass diese Besucherströme entsprechend ausströmen werden, dafür gibt es keine Gegenargumente. Wie schon in meinem ersten Schreiben vom 23.1.11 an Sie erwähnt, straft das „Bergbahnticket inclusive“ alle vorhandenen Studien lügen, die meinen man könnte Aussagen darüber treffen wieviel Prozent von Gästen sich wie verteilen.
Ein Sommerbetrieb bis zum Alpbord wäre für das ganze Gebiet eine Katastrophe !!!
Ich masse mir nicht an über die Wirtschaftlichkeit Ihrer Bergbahnen eine Aussage zu treffen. Ich weiss nur, dass es genügend Liftbetreiber gibt, die auch ohne Sommerbetrieb gut leben können . Ein Beispiel gibt es hier im Tal.
Und als letzter Aspekt: Ein weiterer hoch frequentierter Sommerberg würde zudem die im Tal vorhandene Tagesgastronomie weiter negativ beeinträchtigen.
Sehr geehrter Herr Kröll, Sie müssen sich die Frage gefallen lassen, ob nicht eine „abgespecktere“ Variante auch in Frage kommt? Das seinerzeitige genehmigte Projekt der Herren Herz sah, mal abgesehen von dem Schneekarlift, lediglich eine Modernisierung der alten Anlagen vor.  Durch dieses Abspecken wären dann vielleicht Mittel frei für eine dringende Verbindung zum Heuberg.
Ich darf Ihnen heute schon meinen Widerstand gegen den projektierten Sommerbetrieb mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln ankündigen.

Mit den besten Grüßen
Jürgen Wälder


Ifen-Projekt
von Heinz Sternke und Ingeburg Kohl 

Wie einem Artikel im Allgäuer Anzeigeblatt vom 31. März 2011 zu entnehmen ist, sind in den letzten Jahren die Übernachtungszahlen im Kleinwalsertal zurückgegangen. Verständlich, dass Vermieter, Gastronomen und auch die Raiffeisen-Holding als Aktionär der Bergbahnen sich Sorgen machen und darüber nachdenken, wie man diesen Trend stoppen kann. Schließlich hängt ihre wirtschaftliche Zukunft mehr oder weniger vom Tourismus ab. Wenn der Trend so existiert, dann ist die Ursache sicher z.B. in der wirtschaftlichen Situation in den Quellgebieten des Tourismus (im Kleinwalsertal v.a. wohl Deutschland, Holland und Belgien) zu suchen. Viele Menschen sehen sich leider gezwungen, weniger Urlaub zu machen oder preiswertere Ziele zu wählen. Es wäre da schon ein Wunder, wenn sich das nicht  auch auf das Walsertal auswirken würde, zumal die Ausrichtung auf den Fremdenverkehr in den vergangenen Jahrzehnten offenbar besonders groß gewesen ist und Züge einer Monostruktur aufweist. Auch der Klimawandel ist nun mal eine Tatsache, die viele passionierte Skiläufer aus tiefer gelegenen Skigebieten in höhere ausweichen lässt, z.B. in Täler mit Gletschergebieten. Immer mehr Beschneiungsanlagen und neue Bergbahnen unter 2000 m Höhe werden den Bergen nicht dauerhaft helfen. Im Gegenteil: sie zerstören die natürliche Attraktivität für alternative Entwicklungen zu einem sanften Tourismus. Sie sind außerdem quasi eine Garantie für erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Tagesgäste. Wer in der Feriensaison über Oberstdorf (die einzige Zufahrt ins Tal) kommt, ist schon jetzt erstaunt angesichts der vielen PKW, Busse und der Fülle in dem für den Massentourismus erschlossenen Tal.

Das Schwarzwassertal als natürliches Kleinod neben dem infrastrukturell schon jetzt stark erschlossenen Haupttal sollte in seiner Ursprünglichkeit erhalten bleiben.

Eine vom Meinungsforschungsinstitut Allensbach erstellte Studie bestätigt auf eindrucksvolle Weise genau dies: die schöne Natur ist für die meisten Nächtigungsgäste im Kleinwalsertal das Hauptargument, ihre Ferien dort zu verbringen.

Für eine bessere Auslastung der Bettenkapazität müsste also ein Imagewandel mit gezielten Angeboten stattfinden, die verstärkt die Besucher ansprechen, die den alternativen und/oder langfristigen Erholungsurlaub suchen: Wanderer, Bergsteiger, Skitouren-Geher, Schneeschuh-Wanderer, Langläufer, Spaziergänger, Ruhe-Suchende (z.B. noch mehr als bisher durch Kultur- und Wellnessangebote, Musik, Gespräche usw....). Weitere Skilifte hingegen sollten nicht gebaut werden, denn sie sprechen eher den Gast an, der langfristig nicht zur Lösung der Probleme beiträgt. Vielleicht ließe sich auf diese Weise der Zustrom der Besucher effektiv regeln.

Heinz Sternke
Ingeburg Kohl

Bad Hindelang, den 23.06.2011


Der Traum
von Anton Amann und Detlef Willand

Verschiedene träumen Verschiedenes im Walsertal

Vor dem alten Walserhaus, den Rücken an die sonnenwarme Schindelwand gelehnt, sitzen die zwei alten Männer und sinnieren.

A: Ist halt schon ein schöner Berg, der Ifen, ich denk´s mir jedes Mal, (wenn ich dich besuche), und auch die weißen Buckel am Gottesacker davor sehen einfach schön aus, so was gibt es bei weitem nicht überall.

D: Du weißt schon, dass sie ein Drahtseil vom Horn bis zum Ifen hinüber spannen wollen, für so eine Art Luftshuttle. Man hört, das ganze Tal sei begeistert von dieser Idee, Aufbruchsstimmung habe bei der Vorstellung des Plans geherrscht.

A: Also mich haben die, die da von der Begeisterung des ganzen Tals erzählt haben, sicher nicht mit gezählt, und wie ich höre, gibt es ziemlich Viele, die da auch überhaupt nicht damit einverstanden sind. Was denkst du eigentlich?

D: Ich sag dir ganz offen, ich hielte es für einen schweren Fehler, wenn sie das machen würden. Schau, wir zwei sind zwar keine Touristiker, aber wir haben mit unseren Jahren doch viel von der Welt gesehen und lieben dieses Tal. Bei den „Bergeverdrahtern“ steht doch das Profitdenken an oberster Stelle. Das muss ja auch sein, es ist ihr Geschäft, sie können gar nicht anders (auch wenn der erhoffte Profit manchmal ein zu einem bösen Traum werden kann). Aber, ob dieses Denken gut ist für das, was den Reiz, die Stimmung, das Liebenswerte dieses Tales für uns und natürlich die Gäste ausmacht, das bezweifle ich sehr. Dieses Profitdenken hat Scheuklappen gegen andere Arten zu denken.

A: Ja, das ist schon so, aber glaubst du, man könnte was gegen die machen, die den Leuten das Zauberwort Profit in die Ohren flüstern. Die Leute werden dich für einen hoffnungslos grünen Romantiker halten, über den die Zeit weggegangen ist. Und überhaupt: Wer wird denn wohl den Profit und die Freude daran haben? Die kleinen Vermieter, die Gasthäuser im Tal, die Gemeinde, die Anrainer der Hornbahn?

D: Du kennst Martin Luther Kings berühmten Satz: „I have a dream“. Lach mich jetzt nicht aus, ich habe auch einen Traum. Aber bevor ich dir den erzähl, etwa anderes. Es gibt eine alte Weisheit übers Geldanlegen: Am Wichtigsten sei es, nie alles in eine Sache zu stecken, sondern immer zwei Drittel in ganz etwas Anderes, ja fast Gegenteiliges. Also etwa 1/3 in schnell Gewinn bringende Geschäfte, 1/3 in Gold und 1/3 in Immobilien.

A: Das sehen manche auch anders, aber was hat das mit dem Ifen und dem Horn zu tun.

D: Das hat was mit meinem Traum zu tun. Schau, sind unser Tal und die Natur nicht auch ein Kapital, das wir, die Einheimischen, so wie kluge und bedachte Banker, sicher anlegen sollten? Ich träume also, die Walser hätten den Mut zu einem ganz ungewöhnlichen Schritt. Wir teilen das Tal in zwei Regionen. Die Region I ist die Kanzelwand-, Fellhorn- und Walmendingerhornregion. Eine Hightech Skiregion, die mit modernsten Ideen weiter ausgebaut und verbessert wird. Vielleicht eine Verbindung über Kuhgehren Richtung Mittelberg oder so. Das wäre das erste Drittel, vergleichbar mit der Gewinn bringenden Anlage des Bankers.

A: Was ist daran so träumerisch? Daran wird ja schon kräftig gearbeitet.

D: Mein Traum ist das Ifengebiet. Diese Region II wird als technisch aufgerüstetes und verdrahtetes Skiliftgebiet radikal stillgelegt, keine Bahnen, keine Aktionäre, keine Events mit Kerzenschein in Gipfelrestaurants, kein Kunstschnee, kein Sommerbetrieb per Lift bis aufs Alpbord. Dafür Sommer- und Winterwandern, Lehrpfade, kleine Naturmuseen-Punkte, Schneeschuhrouten, Loipen, Skitourenmöglichkeiten, vielleicht, ganz träumerisch, mit dem Skidoo gespurte Aufstiegsspuren.

A: Das ist gar nicht so träumerisch, so was gibt es schon, habe ich gelesen, und wird von vielen Urlaubern gewünscht, die genug haben von industrialisiertem Schifahren und Massenabfertigung. 60 Jahre haben wir auf das alte Pferd gesetzt, nun wäre ein ganz neues an seine Seite zu spannen. Mir gefällt der Gedanke: In Zukunft ein stilles, schönes Tal, das Ruhe atmet. Wie man allerdings das Verkehrsproblem lösen wird, stelle ich mir schwierig vor. Vielleicht genauso genial wie der Umkehrplatz für Busse im Moos.

D: Ich träume weiter. Es müsste ein in alle Richtungen pfiffig ausgedachtes Loipennetz und viele Winterwanderwege geben. Winterwandern nimmt ständig zu. Man könnte eine neue Auenhütte als ein tolles, ungewöhnliches Hotel bauen, vielleicht so eine Art Hüttendorf - Holz selbstverständlich. Also - das Ifengebiet würde etwa die Rolle des Goldes im System meines klugen Bankers spielen. Das wichtigste ist, wir würden uns so ein Gebiet frei halten, um alternativ reagieren zu können. Man kann doch nicht so furchtbar naiv sein zu glauben, dass Schifahren und Boarden, so wie es heute läuft, auf alle Ewigkeit immer so bleibt, du hast es ja selbst gesagt. Nichts auf der Welt bleibt für ewig.

A: Für deine Idee müsste man auch die Jäger und die Waldwirtschaft gewinnen. Vielleicht wären die sogar froh, im Schwarzwassertal die Variantenfahrer los zu werden. Aber, „alles fließt“ sagt der Philosoph (Heraklit). Also mir würde dein Traum zwar gefallen, aber den „Verdrahtern“, wie du sie nennst, bestimmt nicht, die träumen doch auch, allerdings von vielen schnell verdienten Euros.

D: Klar, das ist der springende Punkt. Mit meinem Traum gibt es keinen schnellen Gewinn und es ist nachhaltiges Denken gefragt. So, wie bei einem, der heute die Bäume pflanzt, die erst seine Enkel ernten werden.

A: Es gibt doch sicher viele im Tal, die nicht für irgendwelche Enkel sparen wollen, sondern die jetzt aus dem Tal herausholen wollen, was geht - und eine alte Weisheit sagt, wenn man einen Teich austrocknen will, darf man nicht die Frösche fragen. Doch, was ist eigentlich mit dem dritten Drittel?

D: Auch da wird man mir wahrscheinlich Träumerei vorwerfen, aber ich denke da an die Bergbauern und in diesem Fall besonders an die Alpwirtschaft. Das ist sozusagen die Immobilie im Traum von meinen drei Anlagemustern. Es ist doch von vielen Fachleuten oft genug festgestellt worden, dass eine von den Bergbauern aufgegebene Landschaft auch touristisch nicht mehr lange nutzbar ist. In den Alpen gibt es mehrere Beispiele aufgegebener Gebiete. Ich denke da an den dreißig Jahre alten Satz von Jost Krippendorff, der ist zwar alt, aber immer noch wahr: „Erst geht die Kuh – dann geht der Gast – wen soll man dann noch melken.“

A: Da fällt mir Sankt Anton am Arlberg ein. Da haben mit dem ganzen Rummel von Bahnen und Liften bestens vertraute Einheimische uns erzählt, dass mit der Verdrahtung der Sommertourismus von Sankt Anton so ziemlich kaputt gegangen ist. Aber, zurück zur Alpwirtschaft: Ohne Hilfe und Subventionen kann eine heutige Alpwirtschaft auch nicht mehr existieren und die Leute haben vom Wintertourismus so gut wie nichts.

D: Stimmt - aber wenn die Alpwirtschaft die Immobilie in meinem Traum ist – nun, eine Immobilie musst du auch pflegen und unterhalten. Das zum einen; zum anderen nimmt doch der Gewinn durch Selbstvermarktung ständig zu. Heute gibt es wieder mehr junge Menschen, die die Sennerei erlernen oder zur Landwirtschaft zurückkehren. Da steckt doch ein deutlich erkennbares Potenzial drin. Ich denke schon, es gibt ziemlich viele Argumente, der Alpwirtschaft einen hohen Stellenwert einzuräumen.

A: Im Prinzip stimme ich dir zu. Doch das braucht Fantasie und Unternehmungsgeist. Ich denke da an den Sbrinz-Käs. Ein ganz spezieller Käse in der Schweiz, nach meinem Geschmack besser als der Parmesan – die haben den so vermarktet und schützen lassen, dass sechs Sennereien gut davon leben können. Einen solchen Käs würden die Walser auch zusammenbringen.
Aber, etwas anderes: Ich frage mich, ob es nicht sinnvoll wäre, deinen Traum auch andere wissen zu lassen? Legen wir ihn doch einfach dem "Walser" bei und bitten diejenigen, denen dein Traum gefällt, uns zu antworten. Damit könnte auch deutlich werden, dass es nicht wahr ist, dass alle Leute von einer weiteren Verdrahtung begeistert sind, wie es in der Zeitung stand. So könnten wir sehen, ob es Einheimische gibt, denen ein sanfterer Umgang mit unserem Kapital Landschaft und Natur noch was wert ist. Als Antwortadresse könnten wir doch deine Adresse, meine oder die des Landschaftsschutzes angeben.